Aber ab dem zweiten Tag zu Hause schlief er nicht mehr im Beistellbett, sondern nur noch auf uns. Er ließ sich einfach nicht mehr ablegen. Nur im Kinderwagen schlief er relativ problemlos. Grundsätzlich hatten wir ständig Körperkontakt. Wenn der Kontakt unterbrochen wurde, protestierte er. Also teilten mein Mann und ich uns die Nächte so gut wie möglich auf, um beide etwas Schlaf zu bekommen. Hinzu kam, dass wir bemerkten, dass er sehr sensibel auf bestimmte Dinge reagierte und sich von anderen außer uns nur ungern berühren oder tragen ließ. Das Stillen funktionierte überhaupt nicht, denn er konnte nicht richtig anlegen und wenn doch, trank er nicht ausreichend. Mehrere Versuche mit Stillhütchen oder Ähnlichem scheiterten, also pumpte ich so viel Milch ab, wie es eben ging. Doch mein Körper produzierte sehr wenig Milch, was mich zusätzlich unter Druck setzte.

Nach 2 Monaten musste ich das Stillen leider aufgeben, was mich sehr traurig machte und mit vielen Selbstzweifeln begleitet war. Denn eigentlich ist das doch das normalste von der Welt.

„Schlaf ist die goldene Kette, die unseren Körper und Geist zusammenhält.“ – Thomas Dekker

Ab dem 4. Lebensmonat begannen die wirklichen schlaflosen Nächte. Alle 30-90 Minuten wachte der Kleine auf. Ganze 2 Monate lang ging das so, sowohl tagsüber als auch nachts. Stundenlang liefen wir mit dem Kinderwagen durch die Gegend, damit er hoffentlich zur Ruhe kam. Wir mieden jedes Geräusch, das ihn aufwecken hätte können und vermieden es, Gespräche mit Freunden oder Bekannten auf der Straße zu führen. Auf der anderen Seite liefen wir mit dem Staubsauger in der Trage 10-20 Minuten lang durch das Haus. Das weiße Rauschen war ständig zu hören. Wir schaukelten und hüpften fast, um den Kleinen zum Schlafen zu bringen. Wir sangen, summten und spielten Musik, wir versuchten alles Mögliche, nur damit er nach 30 Minuten wieder aufwachte und wir von vorne anfangen konnten. Das Einschlafen war oft eine lange sowie von Weinen als auch Unruhe begleitete Prozedur. Es schien ein endloser Kreislauf zu sein.

Belastung für Körper und Geist

Körperlich sowie psychisch war dies äußerst belastend. Zu dieser Zeit konnten wir den Kleinen ausschließlich durch Tragen zum Schlafen bringen, was uns auch bis zum ersten Geburtstag weiter begleitet hat.

An diesem Punkt hatte ich mich komplett von sozialen Kontakten zurückgezogen. Ich war erschöpft und müde aufgrund des Schlafmangels und dem vielen Tragen. Ich war nur noch physisch anwesend und sprang von einem Nickerchen zum nächsten.

Ab diesem Zeitpunkt wurde das Thema Babyschlaf und seine Hintergründe immer interessanter für mich. Aus diesem Grund nahmen wir selbst eine längere Schlafberatung in Anspruch. Diese Begleitung war immer wieder für uns da und unterstützte uns in den schwierigen Phasen. Auch wenn sich nicht immer sofort eine Verbesserung ergab, hatten wir jemanden, der uns die möglichen Ursachen und Hintergründe erklärte und unsere Situation verstand. Die gesamte Begleitzeit empfand ich als äußerst hilfreich und bin sehr dankbar für diese Unterstützung. Durch sie kamen wir auch erstmals mit den Begriffen „hochsensibel“ und „High-Need“ in Berührung.